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“Ich kann nicht lernen!”
Wie die Gedanken deines Kindes die Realität formen

Genau das sagte Fine zu mir, als wir uns zum Lerncoaching trafen. Ich kann nicht lernen! Das war nicht nur so ein loser Gedanke. Sie war felsenfest davon überzeugt. Fine ist gerade 16 Jahre alt geworden und kommt unter anderem zu mir, weil sie kurz vor ihrem Schulabschluss steht, aber noch überhaupt keine Idee davon hat, wie sie diesen schaffen soll. Fine ist laut eigenen Aussagen noch nie eine gute Schülerin gewesen, aber die Zeit des Homeschoolings hat das Fass zum Überlaufen gebracht, da sie es Zuhause gar nicht geschafft hat, sich zu organisieren oder zu motivieren. Wenn sie dann doch mal einen Anfang gefunden hat, hat sie die Unterlagen schnell wieder weggeschoben, weil sie sich einfach nicht über 10 Minuten hinaus konzentrieren konnte. Kurzum: Fine saß nun mit hängenden Schultern da und war absolut verunsichert, wie ihre Zukunft weiter aussehen sollte, da ihre Noten immer schlechter wurden.

 

Achte auf deine Gedanken!

Ich kenne Fines Gedanken nur zu gut aus meinem Alltag! Meine innere Zweiflerin ist manchmal sehr laut und ich übe mich immer wieder darin, dieser Stimme nicht ständig die Obermacht zu geben.

So oft schießen uns solche oder ähnliche Gedanken durch den Kopf:

  • Ich kann nicht … singen.
  • Ich kann nicht … netzwerken.
  • Ich kann nicht … zeichnen.
  • Ich kann nicht … produktiv sein.
  • Ich kann nicht … (ergänze was du hier möchtest).

Aber Achtung: Unsere Gedanken formen unsere Realität! Aus dem Gedanken, den wir in unserem Kopf zulassen, entsteht eine weitere Kette aus Reaktionen, die wohl am besten in dem bekannten Zitat von Charles Reade zusammengefasst wurde:

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

 

Jedes Kind kann lernen! Jeder Mensch kann lernen!

Unser Hirn ist in der Lage, bis zu unserem letzten Atemzug dazuzulernen. Neuroplastizität nennt man das! Die Fähigkeit der Veränderung in unserem zentralen Nervensystem! Auch wenn wir denken, dass wir nichts lernen, lernen wir! Alleine durch Beobachtungen und Bewertungen ziehen wir neue Erkenntnisse, entwickeln neue Fertigkeiten oder Fähigkeiten. Das alles findet natürlich nicht immer bewusst statt. Unser Hirn formiert sich aber immer wieder neu, verknüpft neue Wege oder baut diese stärker aus… Unser Hirn ist nie inaktiv.

Wenn ich jetzt an Fine und ihre Überzeugung des Nicht-Lernen-Könnens denke, dann ist ja die Frage, was Fine mit dem Begriff Lernen genau meint. Was genau kann sie derzeit nicht? Das genaue Hinschauen ist hier enorm wichtig, um unseren Kindern zu helfen. Denn meistens wird so eine Aussage viel zu allgemein gefasst.

 

Aber, wie überzeuge ich mein Kind, dass es lernen kann?

Gegenbeweise sammeln

Um unsere Überzeugungen zu widerlegen, brauchen wir Gegenbeweise! Es gibt uns zwar ein warmes Gefühl, wenn wir von außen widergespiegelt bekommen, wie gut uns XY gelungen ist und wie bewundernswert unser Gegenüber XY bei uns findet. Aber damit dein Kind wirklich die eigenen Fähig- und Fertigkeiten erkennt, entdeckt es diese am besten selbst! Was ihr also tun könnt, ist euch gemeinsam auf die Suche nach den Punkten machen, die bereits gut funktionieren oder öfters schonmal gelungen sind. Einfach um die ersten Erfolgserlebnisse zu sammeln und deinem Kind die Erkenntnis von Selbstwirksamkeit zu spiegeln.

 

Lupe herausholen

Um die Überzeugung deines Kindes etwas zurechtzurücken, lohnt es sich die Lupe herauszuholen und zu schauen, was genau es denn nicht kann, wenn es sagt, es kann kein Mathe oder es kann nicht die Hausaufgaben machen. Wir haben ja schon geklärt, dass die Aussage “Ich kann nicht…” erstmal viel zu allgemein ist. Welcher kleine Teilschritt fällt noch schwer? Schreibt diese Teilbereiche auf und vergisst dabei auch nicht, gleichzeitig die funktionierenden Teilschritte zu den Gegenbeweisen von oben dazuzuschreiben.

 

Growth Mindset

Was wir heute nicht können, können wir NOCH nicht. Das heißt nicht, dass es übermorgen nicht vielleicht schon ganz anders ist. Ich trainiere mich selbst darin, mir das immer mal wieder zu verdeutlichen. Wir vergessen zu oft, dass das was wir jetzt in diesem Moment machen, auch einmal schwierig für uns war und wir damals auch gesagt hätten “Ich kann nicht…”.

Schaue ich in diesem Moment auf mich, dann kann ich sagen, dass ich vor einiger Zeit noch nicht in der Lage war, so einen Blogpost zu schreiben. Meine Homepage war noch gar nicht so weit fertiggestellt und der Blog noch nicht aktiviert. Damals konnte ich NOCH keine Blogposts schreiben. Heute kann ich es. Früher konnte ich NOCH nicht Buchstaben, Wörter, Sätze schreiben. Heute kann ich es. Das Wörtchen NOCH macht so einen großen Unterschied in unserer Sprache mit uns selbst.

 

Ein kleiner Mini-Schritt

Nun hast du gemeinsam mit deinem Kind geschaut, was denn bereits alles schon gut funktioniert. Ihr habt auch geschaut, an welchen Punkten es noch hakt. Und ihr habt festgestellt, dass es NOCH schwierig ist, es in der Zukunft aber vermutlich nicht mehr sein wird. Jetzt geht es darum, einen kleinen Mini-Schritt zu finden, der deinem Kind helfen wird, weitere Erfolge zu sammeln. Und diese Schritte könnt ihr super gut aus den Teilschritten ableiten, die ihr mit der Lupe gefunden habt. Um Frustration zu vermeiden und das Selbstvertrauen aufzubauen, versucht die Schritte zu klein wie möglich zu formulieren.

Bei Fine waren es übrigens die 5 Minuten täglich Zuhause lernen bzw. Hausaufgaben machen, die sie sich vorgenommen hat und die wiederum den Unterschied für sie gemacht haben. Sie dachte immer, dass es besonders aufwendig und anstrengend sein müsste, wenn sie Zuhause lernt. Stattdessen hat sie sich 5 Minuten pro Tag mit einem Timer vorgenommen, die sie in der Regel dann aber immer verlängert hat. Ihr Ziel waren aber nur die 5 Minuten. In der nächsten Woche strahlte sie bei unseren Treffen und wir konnten darauf weiter aufbauen.

Wir dürfen langsam starten und uns dann nach und nach steigern! Für unser inneres Mindset ist dieses Vorgehen so ein Gamechanger. Große Ziele sind schön, aber wenn sie dazu führen, dass wir überfordert sind und frustriert aufgeben, dann stehen wir wieder am Anfangspunkt und sagen “Ich kann nicht…”. NOCH nicht…!

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