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So entwickelt dein Kind eine funktionierende Lernroutine

Unser Alltag besteht aus zahlreichen Routinen. Zum großen Teil nehmen wir sie gar nicht wahr, stattdessen führen sie uns unbewusst durch den Tag. Auch speziell rund um die Schule hat dein Kind bereits viele Lernroutinen entwickelt, die die Qualität der Lernzeit bestimmen. Wenn wir uns die Hausaufgabensituation Zuhause anschauen, dann sind es vermutlich auch zum Teil Routinen aus deinem eigenen Alltag, wenn du dein Kind beim Lernen begleitest.

 

Warum Routinen deinen Alltag erleichtern – auch beim Lernen

Hast du auch oft das Gefühl, dass dein Kopf voll von so vielen offenen To Do’s ist? So viele Dinge, die noch erledigt werden müssen, die noch geplant werden müssen… Und ist es nicht verrückt, dass diese Dinge, über die wir bewusst nachdenken, anscheinend nur 5 % unseres ganzen Denkens ausmachen sollen? In diesem Falle können wir vom Glück sprechen, dass wir Menschen so programmiert sind, dass wir uns Routinen in unserem Alltag zurechtbasteln, die unser Leben erleichtern und unsere Energie sparen.

Diese Routinen geben uns ein Gefühl von Struktur und Kontrolle, wenn wir durch unseren Tagesablauf gehen. Denn du denkst sicher auch nicht mehr darüber nach, ob du zuerst die Schuhe oder die Socken anziehst. Du wirst auch nicht mehr über die Wahl des Schulweges nachdenken, sondern ihr habt einen Standardweg. Und so könnten wir jetzt x Beispiele aus unserem Alltag nennen.

Aber warum sind denn jetzt gerade Lernroutinen so wichtig? Genau aus dem Grund, warum wir auch sonst Routinen in unserem Leben haben:

Sie erleichtern uns den Alltag!

Dein Kind hat bereits jetzt schon viele Lernroutinen entwickelt. Die Frage ist nun aber, welche von denen für dein Kind Sinn ergeben und welche eher nicht so effektiv sind und zu Stress, Streit und Frust führen. Denn es geht definitiv auch anders!

 

Warum Routinen so schwierig und herausfordernd sind

Multitasking, ständige Erreichbarkeit, Schnelllebigkeit, Social Media…

…das alles führt zu einer höheren Ablenkbarkeit in unserem Alltag. In meiner Arbeit höre ich so oft Kritik an der fehlenden Konzentrationsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen. Aber sind wir mal ganz ehrlich: Oft können wir Erwachsene uns da doch auch selbst an die eigene Nase fassen, oder? Ich tue es in diesem Moment zumindest. Wenn wir nun also neue (Lern-)Routinen entwickeln wollen, dann spielt die Ablenkbarkeit auf jeden Fall eine Rolle.

 

Ein unvollständiger Plan…

… ist zwar besser als kein Plan, berücksichtigt aber nicht die Verlockungen im Alltag (wie zB der laufende Fernseher bei den Hausaufgaben oder die spielenden Geschwisterkinder). Auch wenn Termine dazwischenkommen, deine eigene To-do-Liste noch so lang ist oder andere Stolpersteine dazwischen kommen, wird erfahrungsgemäß der Plan zu früh über den Haufen geworfen und für schlecht befunden.

 

Neue Situationen und neue Umgebungen…

…können die bestehenden (Lern-)Routinen ziemlich über den Haufen werfen. Das kann ein Umzug sein, ein neuer Job mit veränderten Arbeitszeiten, ein Schulwechsel, aber auch ein neues Familienmitglied, das den ganzen Alltag nochmal durcheinander schüttelt. Das alles kostet Energie. Es müssen neue Entscheidungen getroffen werden, neue Pläne geschmiedet werden. Es bietet aber auch große Chancen, ungünstige Routinen über Bord zu werfen und zu verändern.

 

Zu hohe Erwartungen…

…und zu optimistische Pläne für den Aufbau neuer Routinen lassen uns oft bei den ersten Stolpersteinen auf die Nase fallen. Das Ergebnis ist oftmals Frust und Resignation – vor allem bei deinem Kind. Einfacher ist es hier, mit ganz kleinen Schritten zu starten. Aber dazu später…

 

Was funktionierende Lernroutinen sind

 

Damit meine ich regelmäßige Abläufe im Bereich des Lernens Zuhause und der Schule, die zielführend, lösungsorientiert und stressfrei sind.

Das kann bedeuten,

  • dass ihr eine feste Uhrzeit für den Hausaufgaben-Part gefunden habt.
  • dass dein Kind oder ihr gemeinsam ein Start-Ritual eingeführt habt.
  • dass dein Kind einen bestimmten Ablauf gefunden hat, wie es vorgehen möchte.
  • dass dein Kind eine bestimmte Lernmethode entdeckt hat, mit der es sich am besten die Lerninhalte merken kann.

 

Wie man funktionierende Lernroutinen aufbaut

An dieser Stelle möchte ich dir ganz dringend die Erkenntnisse von James Clear (Buchautor von “Die 1% Methode”) ans Herz legen. Er hat das erfolgreiche Einführen von neuen Routinen auf 4 wesentliche Punkte runtergebrochen. Und das lässt sich wunderbar auf unsere Kids und die Lernwelt übertragen.

 

#1 Die Routine muss offensichtlich sein

Auslösereiz

Um eine neue Lernroutine einzuführen, dürfen wir unser Vorhaben in unserem routinierten Alltag erstmal nicht vergessen. Und dafür ist es sinnvoll, sich einen Auslösereiz zu überlegen – also einen Reminder. So wie das Klingeln der Schulglocke beispielsweise das Zeichen für die Pause bzw. den Unterrichtsbeginn ist.

  • tägliche Erinnerungsfunktion auf Handy um 15 Uhr —> anfängliche Hilfsfunktion um XY nicht zu vergessen & neu im Alltag zu integrieren
  • bei jedem Toilettengang —> 10 Vokabeln laut wiederholen
  • Schultasche am Lernplatz —> Erinnerung, dass noch die Hausaufgaben gemacht werden müssen
  • Konzentrations-Playlist —> konditioniert auf Fokuszeit bzw. Lernzeit

 

Gewohnheitskopplung

Leichter wird es, wenn wir beim Einführen einer neuen Routine diese an eine andere anheften. So vergessen wir sie weniger im Alltag. Beispielsweise gehört der Gang auf die Toilette unmittelbar mit dem Händewaschen danach zusammen. Wir denken darüber nicht mehr nach.

  • Geschirr vom Mittag wegräumen —> Hausaufgaben auf den Tisch legen
  • Gassi gehen mit dem Hund —> Lernkarten mitnehmen

 

#2 Die Routine muss attraktiv sein

 

Das Müssen mit dem Möchten verbinden

Manche Dinge müssen wir einfach erledigen, auch wenn wir absolut keine Lust dazu haben. Wenn wir das nun mit etwas angenehmen verbinden, wird es uns bzw. deinem Kind deutlich einfacher fallen.

  • Auswendig gelerntes wiederholen & Fußballspielen
  • Chemie pauken & Gummibärchen naschen
  • 10 Seiten lesen & mit der Katze schmusen
  • Referat durchgehen & Besuch von bester Freundin

 

Gleichgesinnte suchen

Viele Kinder lernen gerne mit anderen zusammen. Warum also nicht schauen, wer hier ein geeigneter Lernbuddy sein kann!?

  • Lernen in der Schulbibliothek
  • Lernen mit bestem Freund oder bester Freundin
  • Lernen mit Lerngruppe
  • Lernen mit (älterem) Nachbarskind

 

Ein Motivationsritual einführen

Dieser Punkt passt auch sehr gut zu dem oben genannten Auslösereiz. Wir konditionieren uns schnell, indem wir immer wieder ein bestimmtes Starter-Signal für uns einführen. Bei mir sind es oft die Kopfhörer mit einer bestimmten Playlist und ich bin “in the zone”.

  • Gute-Laune-Lied und durch die Wohnung tanzen
  • Kurzes Klatschspiel
  • Lieblingsstifte auspacken, die nur für die Hausaufgabenzeit benutzt werden

 

#3 Die Routine muss einfach sein

 

Umfeld vorbereiten

Mit einer aufgeräumten Küche lässt es sich leichter neue Gerichte zaubern. Mit einer aufgeräumten Tasche wird der Ausweis schneller bei der nächsten Kontrolle gefunden… Ordnung erleichtert defintiv den Alltag. Bei deinem Kind könnten es Beispiele sein wie…

  • immer gleiche Ordnung in der Schultasche
  • gepackter Sportbeutel bereits an der Tür
  • vollständiges Hausaufgabenheft
  • vollständige Federtasche
  • Übersicht über Klausurtermine

 

Mini-Steps

Oft nehmen wir uns viel zu viel vor. Besser ist es, mit winzigen Schritten zu starten, erste Erfolge zu sammeln und darauf wiederum aufzubauen. Der Aufwand sollte am Anfang so gering wie möglich sein.

  • Arbeitsmaterialien auf den Tisch legen
  • bei den Hausaufgaben die einfachste Mini-Aufgabe als Erstes machen
  • Mut zur Lücke – bei besonders schwierigen Fächern 10 min. konzentriertes Bearbeiten, danach Schluss
  • nur 3 neue Vokabeln pro Tag lernen

 

Automatisierungen

In vielen Momenten ist es sinnvoll, etwas mehr Energie aufzuwenden und zu schauen, welche Systeme es uns auf Dauer einfacher machen werden, dies oder das im Alltag durchzuhalten.

  • Schultasche gar nicht erst im Flur stehen lassen, sondern direkt an den Tisch stellen.
  • Statt des Hausaufgabenheftes Fotos von den Hausaufgaben an der Tafel machen
  • Checklisten erstellen, um nichts zu vergessen oder Abläufe klar vor Augen zu haben
  • Apps zum Vokabel lernen nutzen

 

#4 Die Routine muss befriedigend sein

 

Belohnen

Meistens ist die Erfahrung, etwas geschafft zu haben, bereits Belohnung genug. Wenn ich zum Beispiel die Küche geputzt habe, brauche ich keine extra Belohnung, sondern ich freue mich einfach über das Resultat. Bei deinem Kind ist es vielleicht die Erkenntnis, dass es doch diese schwierigen Matheaufgaben lösen konnte, und das Gefühl von Stolz auf die eigene Person. Doch manchmal ist es auch ein Anreiz anzufangen, wenn man schon weiß, was da schönes nach dem anstrengenden Part folgt. Und damit meine ich nichts Materielles, sondern gemeinsame Erlebnisse bzw. das Erleben von angenehmen Gefühlen. Zum Beispiel:

  • ein Spiel zusammen spielen
  • eine Verabredung mit dem besten Freund oder der besten Freundin
  • Eis essen gehen
  • eine Folge von der Lieblingsserie schauen

 

Tracken

Motivierend kann es auch immer sein, wenn man den Fortschritt in irgendeiner Weise sichtbar macht. Das kann durch Fotos oder Videos sein. Das ist aber auch möglich mit einer Liste, die abgehakt werden kann oder Sticker reingeklebt werden können. Als Übergang, um eine neue Routine zu etablieren, ist das oft ein super hilfreiches Mittel. Aber Achtung, ich meine damit keine Dokumentation für ein Belohnungssystem. Davon halte ich nicht viel. Es geht nur darum, die eigenen Erfolge sichtbar zu machen und zusätzlich eine kleine Erinnerung zu haben. Zum Beispiel durch:

  • Apps mit Tracker Funktion
  • Kalender zum Abhaken oder Sticker reinkleben
  • wachsener Lego-Turm (ein Stein pro erfolgreicher Umsetzung)

Wie entwickeln wir im Lerncoaching funktionierende Lernroutinen?

Wir Menschen sind grundverschieden. Genau wie unsere Kids. Und so gibt es nie den einen richtigen Weg, der für alle funktioniert. Es geht immer darum, die individuelle Persönlichkeit zu erkennen und hier passende Ideen und Wege zu finden.

Das mache ich zusammen mit meinen Klienten und Klientinnen, indem wir nach dem Analysieren der Situationen und Brainstormen von Ideen kleine Experimente festlegen. Der Alltag zeigt dann wiederum, was daran sinnvoll war und was nicht. Es geht viel ums selbst reflektieren, beobachten, ausprobieren…

Gemeinsam passen wir hier und da das ein oder andere an und drehen an den nötigen Stellschrauben. Es ist immer wieder spannend mitzuerleben, was winzige Veränderungen im Alltag für eine Kettenreaktion in Gang bringen, sodass die Kinder das Lernen wieder mit positiven Gefühlen verknüpfen und Erfolge sammeln. Oft bringen die Kids dann so viele eigene tolle Ideen mit ein. Sie lernen mit der Zeit und natürlich auch mit dem zunehmenden Alter ihre eigene Persönlichkeit kennen und wie sie selbständig ihr Vorgehen immer wieder neu anpassen.

Wenn dich das neugierig macht, dann schau mal hier vorbei [Link].

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