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Undiszipliniert, unproduktiv, überfordert
Wenn gerade alles wieder zu viel ist

Momentan befinde ich mich wieder in dieser Phase – einer Phase, in der ich mich dermaßen undiszipliniert, unproduktiv und überfordert fühle. Ich weiß, dass auch diese Phase vorübergehen wird, und mir wird klar, dass mir in diesen Momenten lediglich Klarheit und ein paar gute Routinen fehlen. Wenn meine To-Do-Liste, die ich gerne schreibe (ja, ich bin ein Listen-Fan!), in ein Chaos ausartet und der innere Druck steigt, dann ist es an der Zeit, mir Klarheit zu verschaffen. Als Scanner-Persönlichkeit mit vielen Interessen und einem breiten Spektrum an Themen im Arbeitskontext fällt es mir oft schwer, Prioritäten zu setzen.

Mein Kind ist überfordert

Kennst du auch solche Phasen bei deinem Kind? Es kommt von der Schule nach Hause, ist völlig erschöpft und beklagt sich über die Menge an Hausaufgaben, die die Lehrkraft aufgegeben hat. Und dabei steht morgen die Latein-Klausur an, für die noch gelernt werden muss.

Nicht nur du fühlst dich manchmal überfordert vom Alltag – ich unterstelle dir zumindest einmal, dass es dir wohl auch das ein oder andere Mal so ergeht – dein Kind erlebt dieselben Gefühle. Dabei spielt es keine Rolle, ob dein Kind aus deiner Sicht nur einmal den Hintern hochbekommen muss, aktiv wird und sich eine halbe Stunde fokussiert der Aufgabe widmet. Wir wissen beide, dass das manchmal gar nicht so einfach ist, wenn im Kopf so viel los ist. Es geht um den inneren Druck und das Gefühl, welches dieser erzeugt. Wenn du dich ein paar Jahre zurückversetzt, kannst du dich vielleicht auch noch daran erinnern, dass auch du als Kind oft das Gefühl hattest, kaum Zeit zum Spielen zu haben. Ständig standen Schulaufgaben, Hausarbeiten oder Termine an. Und kaum war eine Klausur geschafft, drückten schon wieder die nächsten.

Oft verstärkt sich dieser Druck durch Ablenkungsfaktoren wie das Smartphone und Co, durch den Vergleich und die Selbstabwertung über Social Media, die Angst, etwas zu verpassen, und die allgemeine Informationsflut durch das Internet. Umfragen zeigen, dass viele Kinder Leistungsdruck in der Schule empfinden. Sie haben Angst, den Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden, vor schlechten Noten, vor der Reaktion der Eltern und vor dem Nicht-Versetzt-Werden.

Dieser Druck und diese Angst sind lähmend und führen zu einem Gefühl von fehlender Disziplin, fehlender Produktivität und Überforderung. Es ist logisch, dass es dadurch nicht einfacher wird, aktiv zu werden.

 

Die eigenen Gedanken überprüfen, Klarheit schaffen, Routinen finden

Ich bin meine stärkste Kritikerin. Was in meinem Kopf manchmal vorgeht… So würde ich mit niemand anderem sprechen und auch nie solche Erwartungen an eine andere Person stellen.

Wenn ich also mal wieder zu streng mit mir selbst bin, hinterfrage ich oft den Wahrheitsgehalt dahinter. Bin ich wirklich so undiszipliniert? Ich erinnere mich an eine Session mit meinem Coach, in der ich mich beklagte, einen so unproduktiven Tag gehabt zu haben und dass ich nie das schaffen würde, was ich mir vornehmen würde. Gemeinsam reflektierten wir den Tag und ich stellte fest, dass bereits 10 Klienten-Einheiten hinter mir lagen, ich nebenbei einen Arzttermin organisiert, einen Bericht geschrieben, abends noch die Wäsche gemacht und nun auch noch das Coaching wahrgenommen hatte. Also gar nicht so unproduktiv, wie ich es wahrgenommen hatte. Mein Problem war in dem Moment, dass ich nicht die eine Sache gemacht hatte, die ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Aber unproduktiv konnte man den Tag wirklich nicht nennen.

Achte also darauf, wie dein Kind von sich redet, und überprüft gemeinsam, inwiefern die Gedanken deines Kindes wirklich stimmen und inwiefern diese nicht eigentlich eher ausbremsen und unangenehme Gefühle erzeugen.

Meist geht es auch nicht um Disziplin und Produktivität. Vielmehr geht es um Prioritäten und funktionierende Routinen. Diese dürfen immer mal wieder unter die Lupe genommen werden, wenn das Gefühl der Überforderung aufkommt.

 

Der Plan weg von Überforderung – hin zu mehr Selbstdisziplin und Produktivität

Schritt 1: Klarheit bekommen

  • Liste mit deinem Kind alle Aufgaben der nächsten Tage oder Wochen auf. Welche Projektarbeiten stehen an? Wann sind Klassenarbeiten oder Tests? Welche Hausaufgaben gibt es noch? Fügt gegebenenfalls auch Deadlines hinzu.
  • Je nachdem, wie viel Struktur dein Kind benötigt oder wie viel Wert es auf die Optik legt, könnt ihr die Liste unterschiedlich gestalten. Aber: Lass dein Kind sich hier nicht verzetteln, denn das ist eine wunderbare Möglichkeit, um zu prokrastinieren und die eigentlich wichtigen Dinge herauszuschieben. Glaube mir, hier habe ich reichlich Erfahrung. 😉

 

Schritt 2: Prioritäten setzen

  • Welche Deadlines stehen in den nächsten Tagen an? Auf welche Klausuren muss sich dein Kind vorbereiten? Welche Hausaufgabenfristen gibt es?
  • Versucht, die einzelnen Aufgaben der nächsten Tage so kleinteilig aufzulisten, dass sie je nach Konzentrationsphase deines Kindes in einer Lerneinheit zu schaffen sind. Umso schneller kann es einzelne Punkte durchstreichen oder abhaken. Was für ein befriedigendes Gefühl. 😉
  • Die Konzentrationsspanne ist bei Kindern je nach Alter natürlich unterschiedlich lang.
    • Grundschule ca. 15-20 Min. pro Lerneinheit
    • 5.-8. Klasse ca. 25-30 Min. pro Lerneinheit
    • Ab 9. Klasse ca. 30-45 Min. pro Lerneinheit
    • Nach einer Mini-Pause können je nach Bedarf noch Lerneinheiten rangehängt werden.

 

Schritt 3: Funktionierende Routinen finden

  • Wer diszipliniert und produktiv arbeitet, hat gute funktionierende Routinen gefunden. Wenn dein Kind hier Schwierigkeiten hat, dann gilt es jetzt gemeinsam zu experimentieren und zu reflektieren, bis dein Kind einen Weg für sich gefunden hat. Und dieser darf sich auch immer mal wieder verändern und angepasst werden.
  • Welche Lernmethoden sind also wirksam für dein Kind? Wann, wo, wie wird das Lernen für dein Kind leichter?
  • Überlegt euch gemeinsam eine kleine Veränderung bzw. ein kleines Experiment für die nächsten Tage. Und dann wird gemeinsam geschaut, inwiefern das hilfreich war oder wieder verworfen wird. Nehmt euch hier nicht zu viel vor, sondern bleibt bei einem kleinen Experiment zur Zeit.

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