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Opferrolle im Bildungssystem
Aktiv werden und wirkliche Unterschiede erzielen

Eltern, Lehrkräfte, Therapeuten und Pädagoginnen kennen das nur zu gut: die Sorgen und Frustrationen, die das deutsche Bildungssystem mit sich bringt. Der Leistungsdruck und Stress, die Bildungsungleichheit, die mangelnde Flexibilität – all das sind Kritikpunkte, die wir oft mit Nachdruck äußern. Doch was bringt es wirklich, sich in der Opferrolle zu suhlen? Ist es nicht an der Zeit, einen anderen Blickwinkel einzunehmen und sich auf das zu konzentrieren, was wir tatsächlich jetzt und hier für dein Kind beeinflussen können?

Die Zeiten haben sich gewandelt, das ist unumstritten. Der Alltag ist heute ein ganz anderer: durchgetaktete Terminpläne, ständige Erreichbarkeit, Social Media… Schülerinnen und Schüler erleben heute einen ganz anderen Druck als vor einigen Jahrzehnten.

Das Abitur und die Fachhochschulreife wird von deutlich mehr Schülern und Schülerinnen angestrebt als früher. Statistiken des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung zeigen, dass mittlerweile fast die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler das Abitur oder die Fachhochschulreife machen – im Vergleich dazu waren es im Jahrgang 1975 gerade einmal 20 Prozent. Doch was bedeutet das für unsere Kinder mit Lernschwierigkeiten? Wie können wir ihnen helfen, ohne in der Opferrolle des Bildungssystems zu verharren?

 

Das deutsche Bildungssystem: Kritikpunkte im Fokus

Der Blick auf das deutsche Bildungssystem ist geprägt von vielen Kritikpunkten, die nicht zu übersehen sind:

 

#1 Leistungsdruck und Stress:

Der hohe Leistungsdruck, dem Schülerinnen und Schüler ausgesetzt sind, kann eine enorme Belastung darstellen. Es ist verständlich, dass Eltern sich Sorgen machen, ob ihre Kinder dem Druck standhalten können.

 

#2 Bildungsungleichheit:

Die Kluft zwischen Kindern aus benachteiligten sozialen Schichten und denen aus privilegierten Verhältnissen ist ein Problem, das im deutschen Bildungssystem nach wie vor existiert. Es kann frustrierend sein zu sehen, wie Kinder möglicherweise aufgrund ihrer sozialen Herkunft benachteiligt werden.

 

#3 Mangelnde Flexibilität:

Das starre Bildungssystem lässt oft wenig Raum für die individuellen Stärken und Interessen einzelner Kinder.

 

#4 Frühzeitige Selektion:

Die frühzeitige Trennung von Schülerinnen und Schülern in verschiedene Bildungswege kann dazu führen, dass sich manche Kinder frühzeitig auf bestimmte Pfade festgelegt fühlen.

 

#5 Lehrermangel und Unterrichtsqualität:

Der Mangel an qualifizierten Lehrkräften in einigen Bundesländern beeinträchtigt die individuelle Betreuung und die Unterrichtsqualität. Diese Sorge ist durchaus berechtigt, da eine schlechte Unterrichtsqualität die Lernmotivation unserer Kinder beeinflussen kann.

 

Die Opferrolle bringt uns nicht weiter

Doch hier stellt sich die Frage: Wie hilfreich ist es, sich in der Opferrolle zu verfangen? Eltern haben kaum direkten Einfluss auf das Bildungssystem, und unsere Kinder noch weniger. Sicher, wir können zur Wahlurne gehen und politisch aktiv werden, aber im Alltag ändert sich für unsere Kinder dadurch erstmal wenig.

Genau wie mit dem „schlechten“ Wetter, dem Stau auf der A7 oder bei den Wucherpreisen des Bäckers um die Ecke, haben wir keine Kontrolle hierüber und ziehen uns nur selbst die Energie, wenn wir uns zu lange darüber aufregen. Die Liste an Beispielen ließe sich endlos erweitern. All diese Dinge beschäftigen uns, und natürlich ist es wichtig, darüber zu sprechen und sich langfristig für Veränderungen einzusetzen. Doch für den Moment ändert sich an der konkreten Situation nichts.

„Konzentriere dich auf das, was du tun kannst, anstatt dich auf das zu konzentrieren, was du nicht kannst.“

Statt uns in der Passivität der Opferrolle zu verlieren, sollten wir uns auf das konzentrieren, was wir tatsächlich beeinflussen können. Das bedeutet, dort anzusetzen, wo wir einen positiven Einfluss haben können – bei unseren Kindern und in unserem eigenen Handeln.

 

Ansetzen, wo wir etwas bewirken können

Die Frage, die sich stellt, lautet also: Was können wir konkret tun, um unseren Kindern mit Lernschwierigkeiten zu helfen und ihre Situation zu verbessern?

 

Was liegt in der Hand von Eltern:

  • Ein Umfeld schaffen, das zum Lernen einlädt. Ein ruhiger, ordentlicher Arbeitsplatz und genügend Zeit für Hausaufgaben und Lernphasen können das Lernen erleichtern.
  • Ein offenes Ohr für dein Kind haben und eine lösungsorientierte Haltung einnehmen. Statt sich gemeinsam über die Schwierigkeiten zu beklagen, ist es hilfreicher, nach Lösungen zu suchen.
  • Dein Kind ermutigen und an es glauben. Eine positive Einstellung und das Vertrauen in die Fähigkeiten deines Kindes können dessen Selbstvertrauen stärken.
  • Ein gutes Vorbild für dein Kind sein. Zeige, wie wichtig lebenslanges Lernen ist und wie du selbst mit Herausforderungen umgehst.
  • Das Gespräch mit Lehrkräften suchen. Der Kontakt zu den Lehrern deines Kindes kann dazu beitragen, individuelle Lösungen zu finden und auf mögliche Unterstützung hinzuweisen.
  • Dein Kind durch problemlösende Impulse zum Ziel begleiten. Stelle gezielte Fragen und ermutige dein Kind, eigene Lösungswege zu finden.

 

Was liegt in der Hand von Kindern:

  • Sich klare und realistische Ziele setzen. Ziele können als Antrieb dienen und deinem Kind eine klare Richtung geben.
  • Sich selbst immer besser kennenlernen, um für sich funktionierende Methoden parat zu haben. Jeder Mensch lernt auf seine eigene Weise – hilf deinem Kind dabei, seine persönlichen Lernstrategien zu entdecken.
  • Für das eigene Handeln Verantwortung übernehmen. Zeige deinem Kind, dass es Einfluss auf sein eigenes Lernen und Handeln hat.
  • Die eigene Energie sinnvoll nutzen, um möglichst schnell die restliche Zeit mit persönlich Wertvollem zu füllen. Effizienz im Lernen bedeutet mehr Freizeit für Dinge, die Spaß machen.
  • Sich selbst reflektieren und Pläne entwickeln. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion kann dabei helfen, Lernfortschritte zu erkennen und sich auf kommende Herausforderungen vorzubereiten.
  • Kleine Experimente wagen, um einen Schritt weiter zu kommen. Neue Herangehensweisen ausprobieren kann dazu führen, dass sich Lernprozesse verbessern.

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