Vorbereitung Klassenarbeit:
Wie mache ich mir einen Lernplan?
Oft erlebe ich, dass Kinder geknickt aufgrund von schlechten Ergebnissen ihrer Klassenarbeiten sind. Mit hängenden Schultern bringen sie die korrigierte Arbeit mit und schämen sich teils, diese zu zeigen. Wenn ich dann genau nachfrage, wie sie sich dann auf die Arbeit vorbereitet haben, ist die häufigste Antwort, dass sie am Abend davor nochmal einen Blick in die Unterlagen geworfen haben. Punkt. Mehr nicht.
Versteh mich nicht falsch, ich war sicherlich damals auch nicht diejenige, die sich für jede Klassenarbeit immer top vorbereitet hat. Ich will damit nur sagen, dass diese Art von Vorbereitung, wenn man sie denn so nennen kann, nicht wirklich sinnvoll ist. Eine Vorbereitung soll ja dafür da sein, dass du dich bereit fühlst. Und ich unterstelle diesen Kids einfach mal, dass sie sich nicht bereit gefühlt haben, sondern eher mit geringem Aufwand ein gutes Ergebnis erzielen wollten. Leider funktioniert das so aber nicht immer.
In den folgenden Zeilen habe ich einmal zusammengetragen, wie eine gute Vorbereitung auf z. B. eine Klassenarbeit oder auch eine Präsentation aussehen kann. Nicht für jede Klassenarbeit ist so eine intensive Vorbereitung nötig, aber als Leitfaden ist es meiner Meinung nach für jedes Projekt sinnvoll. Los gehts …
Schritt 1: Klarheit
Wann ist der Termin?
Als Erstes ergibt es wohl Sinn, erstmal zu wissen, wann denn die Klassenarbeit geschrieben wird oder die Präsentation gehalten wird. Da hapert es bei vielen Kids schon, die auf dem Schulhof plötzlich erinnert werden, dass ja morgen Mathematik ansteht. Oh Schreck, denn nachmittags steht das Fußballtraining an und es ist keine Zeit mehr, sich die Unterlagen in Ruhe anzuschauen. Im besten Falle also direkt die wichtigen Daten in einen Kalender eintragen, der irgendwo sichtbar ist (z. B. Familienkalender in der Küche, über dem Schreibtisch …) und somit keinen bösen Überraschungen bergen. Viele Kids verschweigen solche Daten gerne, weil sie der Vorbereitung aus dem Weg gehen wollen. Das Resultat sind dann aber wiederum oft die nicht so gerne gesehenen Noten und damit wieder Frust auf Schule und Co. Ziel ist es, mit einer rechtzeitigen Vorbereitung – eben mit wenig Aufwand, aber dafür mit gezielten Schritten – das Beste aus der Situation herauszuholen.
Was sind die Inhalte?
Um sich auf eine Klassenarbeit gut vorzubereiten, ist es sinnvoll, die Themenschwerpunkte zu kennen. In der Regel wird dies bereits einige Tage vorher (oder bei Terminnennung) von den Lehrkräften bekannt gegeben. Sollte das nicht der Fall sein und die Mitschüler auch keine weiteren Informationen haben, hilft nur der Blick in die Unterlagen und sich eine Liste von den behandelten Themen zu machen. Meist bekommt man hier schon einen Eindruck, wo die Schwerpunkte liegen könnten bzw. wo die Prioritäten liegen. Der Blick in die Unterlagen empfiehlt sich auch in dem Falle, wenn die Themen durch den Lehrer eigentlich schon bekannt sind. Denn nur weil Herr Müller Kapitel 3 nicht erwähnt hat, heißt das nicht automatisch, dass grobes Wissen aus diesem Bereich nicht vielleicht ganz hilfreich wäre.
Schritt 2: Ordnung und Struktur
Wenn ich so zurückblicke, war ich nicht immer so strukturiert wie heute. Meine Unterlagen bestanden oft aus einem College-Block, der für so gut wie alle Fächer herhalten musste. So lässt es sich natürlich schwer mit dem Lernen beginnen. Am Leichtesten ist es, wenn erstmal alles zusammengetragen wird, was zu dem jeweiligen Unterrichtsfach gehört und als weiteres wiederum eine Struktur in die Unterlagen zu bringen. Gehört dein Kind zu der ordentlichen Fraktion, dann könnt ihr hier gleich einen Haken dransetzen und zum nächsten Schritt gehen.
Schritt 3: Vorwissen
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der größte Motivation-Booster für Kids beim Lernen ist, erstmal das hervorzuholen, was schon längst im Kopf abgespeichert ist. Meist denken wir, dass wir noch so viel lernen müssen, um unser Ziel zu erreichen. Aber oft schauen wir uns Texte und Grafiken an, die wir eigentlich schon wussten. Wir wiederholen Inhalte, die eigentlich schon in unserem Kopf sind. Wenn wir einmal andersrum vorgehen und in uns gehen, was wir denn schon zu dem Thema wissen, ergibt sich plötzlich ein großes Feld an Vorwissen, was wir gar nicht mehr aktiv lernen müssen. Vorteil davon: Das Hervorholen ist wiederum schon eine Wiederholung von bereits abgespeicherten Inhalten, auf die wir zu einer großen Wahrscheinlichkeit in der Klausur auch Zugriff haben. Zweiter Vorteil: Beim Wiederholen werden wir feststellen, was eben noch nicht sicher im Kopf ist und wo wir uns unsicher fühlen. Das sind wiederum die Punkte, die in unserem Lernplan mehr Raum einnehmen sollten. Den Rest können wir ja schon abhaken. Sind wir an diesem Punkt stattdessen schon dabei, chronologisch durch die Hefte durchzublättern, verspielen wir viel Zeit. Wir lesen Dinge, die wir schon wussten oder überblättern Themen, die vielleicht noch intensivere Auseinandersetzung gebraucht hätten.
Tools, um dein Vorwissen zu überprüfen, könnten sein:
- Braindump / Brainstorming: 5 min. lang einfach alles auf einem Zettel (oder digital) runterschreiben, was zu einem bestimmten Thema einfällt
- Mindmap erstellen: ein Thema in die Mitte stellen und daraus weitere Verbindungen wie Äste wegführen lassen, von diesem wiederum weitere Verbindungen wegführen lassen …
- Wissen weitergeben: jemandem anderen von einem Thema alles erzählen, was man weiß (die Person darf wiederum Rückfragen stellen) – alternativ kann auch eine Audiodatei aufgenommen werden, in der 5 min. von einem Thema erzählt wird
- Zusammenfassung schreiben: Versuch einer ersten Zusammenfassung – ohne währenddessen in die Unterlagen zu schauen
Schritt 4: Wissenslücken
Während dein Kind nun geprüft hat, was schon alles im Kopf verankert ist, wird es sicherlich schon über die ein oder andere Sache gestolpert sein, wo es nicht ganz sicher war oder noch eine große Lücke hat. Das sind die Punkte, die jetzt aufgelistet werden, um sie im Weiteren gezielt nachzuholen bzw. die aufkommenden Fragen zu klären. Durch das Wiederholen ergeben sich oft ganz gezielte Fragen. Nicht das gesamte Thema ist eine einzige Lücke, sondern man stolpert über eine Sache, die nicht verstanden wurde. Sollte es eine Kleinigkeit sein, kann diese in dem Zuge vielleicht schnell gelöst werden, ansonsten kommt sie auf den Lernplan.
Schritt 5: Lernplan
Jetzt kommen wir zu dem eigentlichen Kern! Seid ihr die Schritte davor bereits gegangen, werdet ihr feststellen, dass in den meisten Fällen hier inzwischen gar nicht mehr so viel zum Lernen ansteht. Oft wissen die Kids viel mehr, als sie eigentlich wussten. Die Lücken, über die sie gestolpert sind, können indessen gezielt auf dem Lernplan notiert werden.
Falls du dir, deinen eigenen kostenlosen Lernplan noch nicht runtergeladen hast, kannst du das hier tun.
- Was? Was muss noch konkret aufgefrischt werden?
- Wie? Wie kann ich das erreichen? Gibt es bestimmte Unterlagen, Medien oder Tools, die mir helfen können? (Beispiel: YouTube-Video, Abfragequiz auf Trampolin, Oma das Thema erklären)
- Wann? Und wie lang? Welcher Tag und zu welcher Uhrzeit passt es mir am besten? Wie viel Zeit möchte ich mir für diese Aufgabe geben? Wann brauche ich eine Pause?
Schritt 6: Umsetzen
Jetzt geht es ans konkrete Umsetzen eures Lernplanes. In der Regel zeigt sich hier, wie gut dein Kind sich selbst schon kennt und wie gut du dein Kind in Bezug auf Konzentration, Motivation, Produktivität kennst. Ihr habt nun einen perfekten Plan, um bestmöglich in die nächste Klassenarbeit zu starten. Wenn dein Kind es schafft, in die richtige Energie zu kommen und seinen Lernplan einzuhalten, dann wird es sich tatsächlich „bereit“ fühlen und mit Selbstvertrauen durchstarten.
Diese 6 Schritte sind für einen Zeitraum von ca. einer Woche (je nachdem wie viel Aufwand nötig ist) gedacht. Umso früher ihr beginnt, desto weniger muss an dem jeweiligen Tag gemacht werden und desto stressfreier wird es, schwierige Inhalte in kleinen Etappen zu wiederholen.
Unabhängig von dem Ergebnis, was dein Kind erzielen wird: Feiere mit deinem Kind zusammen! Dein Kind hat sein Bestes zu diesem Zeitpunkt gegeben. Und das ist genug! Diese Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren und sich zu organisieren, lehrt deinem Kind so viel mehr als die eigentliche Klassenarbeit oder deren Inhalt! Viel Erfolg!
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